Karte (Kartografie) - Berdytschiw (Berdychiv)

Berdytschiw (Berdychiv)
Berdytschiw (??, ) ist eine Stadt im Süden der ukrainischen Oblast Schytomyr mit etwa 80.000 Einwohnern.

Die Stadt ist das administrative Zentrum des gleichnamigen Rajons Berdytschiw und befindet sich etwa 40 Kilometer südlich von Schytomyr. Sie ist ein wichtiges Industriezentrum (Maschinenbau, Schuhfabrik) und Verkehrsknotenpunkt im Verlauf der ukrainischen Südbahn von Kiew über Kosjatyn nach Sdolbuniw und weiter über Dubno und Brody nach Lwiw (Bahnstrecke Kowel–Kosjatyn und Bahnstrecke Lwiw–Sdolbuniw).

Berdytschiw wurde erstmals 1320 als Siedlung erwähnt. Nach Aussterben der herrschenden Dynastie in Galizien-Wolhynien 1340 fiel Berdytschiw wie ganz Wolhynien im folgenden Krieg um die Länder ans Großfürstentum Litauen. 1430 gewährte Großfürst Vytautas der Große die Herrschaft über das Gebiet Kalinik von Putywl. 1483 verwüsteten einfallende Krimtataren die Siedlung.

Inzwischen im Besitz der litauischen Familie Tyszkiewicz wurde hier um 1546 eine Stadt gegründet, später kam ein Schloss dazu. Im Zuge der Union von Lublin wurde Berdyczów 1569 wie ganz Litauen Teil des geeinten Polen-Litauens, wo es zur Woiwodschaft Wolhynien gehörte. Seit 1675 fanden in Berdyczów Jahrmärkte statt. In der Folge wurde die Stadt zu einem wichtigen Handelszentrum.

Im Kampf der polnischen Szlachta in der Konföderation von Bar gegen den Verlust ihres Einflusses in der Adelsrepublik und gegen russischen Einfluss auf die Wahl der Könige und diese selbst war Berdyczóws Kloster der unbeschuhten Karmeliten im Jahr 1768 einer der Kampfplätze. Casimir Pułaski war Mitbegründer der Konföderation und hatte in Wolhynien und Podolien Kämpfer um sich gesammelt. Die ohnehin in Polen-Litauen anwesenden russischen Truppen, die durch Einschüchterung und russischen Stimmenkauf König Stanislaus II. August 1762 zur Wahl verholfen hatten, gingen gegen die Konföderierten vor. Pułaski verschanzte sich im Karmelitenkloster, wo er mit 700 Verbündeten und 800 Zivilisten 17 Tage gegen russische Belagerung und Anstürme standhielt. Gegen das Versprechen sich von der Konföderation loszusagen, ließ ihn der russische Befehlshaber Alexander Suworow ziehen.

Seit dem 18. Jahrhundert gehörte Berdyczów zu den wichtigsten Zentren jüdischen Lebens in Polen. Die jüdische Bevölkerung machte lange Zeit die Mehrheit der Stadtbevölkerung aus, 1789 bei der Volkszählung etwa 75 %. 1793 fiel Berdyczów im Zuge der Zweiten Teilung Polens mit weiten Teilen Wolhyniens ans Russische Zarenreich, wo es zum neuen Gouvernement Wolhynien gehörte. Es entstand eine starke chassidische Bewegung in der Stadt.

1861 zählte Berdytschiw knapp 47.000 Juden, womit die Stadt den zweitstärksten jüdischen Bevölkerungsanteil aller russischen Städte hatte. Die Auswanderung dämpfte das durch viele Geburten starke Bevölkerungswachstum. Die ab 1882 verstärkten gesetzlichen antisemitischen Diskriminierungen seitens der zaristischen Regierung (so genannte Maigesetze) befeuerten die jüdische Auswanderung. Von 1892 bis 1921 verkehrte im Ort die mit Pferden betriebene Straßenbahn Berdytschiw. 1897 waren von 53.728 Einwohnern 41.617 (etwa 80 %) Juden.

Zur Zeit der Oktoberrevolution 1917 lag das Bürgermeisteramt in Händen eines Bundisten. Zwei Jahre später, im Russischen Bürgerkrieg zwischen Weißen und Roten, verübten Antisemiten einen Pogrom in der Stadt. Im Polnisch-Sowjetischen Krieg versuchte die Zweite Republik Polen in den Teilungen verlorene Gebiete zurückzugewinnen und drang im Frühjahr 1920 über Berdytschiw hinaus bis Kiew vor. Bei Einnahme der Stadt durch die roten Sowjets später im gleichen Jahr wurden viele Bauten der Stadt durch sowjetische Artillerie zerschossen. Gemäß dem polnisch-sowjetischen Frieden von Riga (1921) blieb Berdytschiw mit dem östlichen Wolhynien unter sowjetischer Herrschaft und wurde Teil der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik.

Berdytschiw war ein kulturelles Zentrum für Juden, Polen und Ukrainer bis zum 20. Jahrhundert. In der ersten Hälfte der 1920er Jahre wurde Jiddisch im Amtsgebrauch und als Gerichtssprache anerkannt. Die sowjetische Obrigkeit verbot in den 1930er Jahren Jiddisch im offiziellen Gebrauch, wie sie auch Jeschives, Batei Midrasch und die meisten Synagogen schloss. Die jüdische Auswanderung verstärkte sich. 1926 hatte Berdytschiw 51.440 Einwohner.

 
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Land (Geographie) - Ukraine
Flagge der Ukraine
Die Ukraine ([] oder []; ) ist ein Staat in Osteuropa mit mehr als 40 Millionen Einwohnern. Mit einer Fläche von 603.700 Quadratkilometern ist sie nach Russland der zweitgrößte Staat Europas und der größte, dessen Gebiet zur Gänze innerhalb des Kontinents liegt. Das Land grenzt im Osten und Nordosten an Russland, im Norden an Belarus, im Westen an Polen, die Slowakei und Ungarn sowie im Südwesten an Rumänien und Moldau. Im Süden grenzt die Ukraine an das Schwarze und das Asowsche Meer. Die Hauptstadt und größte Metropole des Landes ist Kiew, weitere Ballungszentren sind Charkiw, Dnipro, Donezk und Odessa.

Ihre staatliche Tradition führt die Ukraine, ebenso wie ihre Nachbarländer Russland und Belarus, auf das mittelalterliche Kiewer Reich zurück. Seit dessen Untergang im Mongolensturm des 13. Jahrhunderts gehörte das Gebiet der Ukraine abwechselnd ganz oder teilweise zu den Herrschaftsgebieten der Goldenen Horde, Polen-Litauens, des Russischen Zarenreichs und der Habsburgermonarchie. Die nach der Oktoberrevolution 1917 im russischen Bürgerkrieg gegründete Ukrainische Volksrepublik war der erste Versuch, die Ukraine als Gemeinwesen zu konstituieren und staatliche Unabhängigkeit zu erlangen, kontrollierte aber längst nicht alles Gebiet der späteren Ukraine. Schon ab Ende Januar/Anfang Februar 1918 befand sich Kiew in den Händen der Roten Armee. Fast ein Jahr später wurde im Januar 1919 die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik ausgerufen, territorial bestehend aus dem südwestlichen Kraj der Zarenzeit (westlich des Dnepr) und Kleinrussland mit den Gouvernements Charkow / Charkiw, Poltawa und Tschernigow / Tschernihiw. Bei der Konstituierung der Sowjetunion 1922 war sie eines der Gründungsmitglieder. Bei der Gründung der Vereinten Nationen wurden auf Betreiben Stalins auch die Sowjetrepubliken Belarus und Ukraine deren Mitglieder. 1954 unterstellte Nikita Chruschtschow die bis dahin zur RSFSR gehörende Krim der Ukraine. Erst nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 wurde die Ukraine erneut souverän, erstmals mit internationaler Anerkennung. Als Gegenleistung für den Verzicht der Ukraine auf die auf ihrem Territorium stationierten sowjetischen Nuklearwaffen garantierten Russland, die USA und Großbritannien im Budapester Memorandum von 1994 die Eigenständigkeit und die bestehenden Grenzen des Landes.
Währung / Sprache  
ISO Währung Symbol Signifikante Stellen
UAH Hrywnja (Ukrainian hryvnia) â‚´ 2
ISO Sprache
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